Ein nennenswerter Teil meiner Mobilität besteht aus Fahrradfahren. So fahre ich zum Beispiel zum Einkaufen oft mit dem Fahrrad. Besonders, wenn der Supermarkt, zu dem ich will, etwas weiter weg liegt. Radfahren ist aber nicht immer ohne Probleme. Eins davon ist die Kreuzung Ardeystraße / Johannisstraße in Witten:
Diese Kreuzung legt den Radfahrer_innen indirektes Linksabbiegen nahe. Das Konzept kenne ich schon länger, den Begriff habe ich erst durch Recherchen zu diesem Artikel kennengelernt. Indirektes Linksabbiegen bedeutet, dass man an der Kreuzung zunächst geradeausfährt und sich dann in die Spur, die von rechts kommt, einsortiert. Der Vorteil ist, dass man ein direktes Linksabbiegen vermeiden kann, was je nach Kreuzung und Verkehrslage wirklich gruselig sein kann. Der Nachteil ist, dass man zwei Ampelphasen warten muss.
In diesem Fall kümmern mich aber weder der Vorteil noch der Nachteil, sondern die konkrete Umsetzung. Ich hätte hier eine Luftaufnahme, aber die ist von Google Maps. Google erlaubt zwar die nicht-kommerzielle Nutzung unter korrekter Quellenangabe, aber das Internet™ gibt unklare Auskünfte darüber, wie es mit Luftaufnahmen aussieht, die Google von Drittparteien lizenziert hat. Also stattdessen eine Art abgepaustes SVG der Kreuzung. Die Zahlen und Pfeile werden weiter unten erklärt:
Das Foto oben ist (wie die anderen Fotos in diesem Post) von der mit einer grünen 1 markierten Stelle aufgenommen. Der grüne Pfeil zeigt einen Weg, den man zum Linksabbiegen nehmen kann. Ich fahre dort also erst einmal von Position 2 geradeaus und reihe mich dann entsprechend dem Abbiegepfeil bei 3 zum Linksabbiegen ein. Ich will, sobald meine Ampel grün wird, nach obenLinks fahren, also richte ich mich entsprechend aus. Nun ist die eigentliche Ampel für diese Kreuzung hinter mir, ich kann also nicht sehen, wann ich losfahren darf. Aber kein Problem, denn bei 4 ist eine Fahrradampel (hier fotografiert vom Bürgersteig, nicht von der Straße, als Abbieger mit dem Fahrrad stehe ich links des Bildausschnittes.):
Also warte ich darauf, dass die Ampel grün wird. Es wird grün für die Fußgängerampel. Es wird grün für die Autofahrer hinter mir. Es wird grün für die Abbieger. Nur für mich wird es nicht grün, obwohl alle anderen, die in die gleiche Richtung wollten, schon grün hatten. Endlich wird sie grün! Ich fahre los. Komme über die Kreuzung, muss aber hart bremsen, weil die Fußgänger quer zu mir gleichzeitig grün haben. Und nicht nur das. Nur Momente danach braust hinter mir der Querverkehr vorbei.
Ich steige ab und rette mich mit dem Fahrrad auf den Gehweg. Während ich noch über die komische Ampelschaltung schimpfe, merkt ein Passant an, dass diese Kreuzung dafür sogar schon mal in der Zeitung stand.
Die richtige Ampel für mich war nämlich nicht die Ampel bei 4. Es wäre eine Ampel bei 1 gewesen:
Wenn man genau hinschaut, sieht man sogar den Pfeil, der nach links zeigt. Die Ampel hat nur ein Problem: Wenn ich micht korrekt eingeordnet habe, ist die Ampel rechts hinter mir, ungefähr auf 4 Uhr. Da sehe ich sie nicht. Stattdessen sehe ich die Ampel gegenüber, die genau in meine Richtung ausgerichtet ist. Den blassen weißen Pfeil nach links kann man schnell übersehen. Immerhin sind die einzigen anderen weißen Lichtsignale im Straßenverkehr ausschließlich für öffentliche Verkehrsmittel.
Keine Ahnung, wer das für eine gute Idee gehalten hat. Die Kreuzung, wie sie jetzt ist, ist noch relativ neu. Die WAZ hat sie „Wirrwarrkreuzung“ genannt, in einem Artikel, den ich nicht verlinke, weil man den Artikel nicht lesen kann ohne seine Seele zu verkaufen.
Ein Fahrradblogger aus der Nachbarstadt Bochum hingegen meint in einem Blogpost, diese Kreuzung in Witten sei korrekt nach Empfehlungen angelegt worden. In dem Artikel beklagt er sich über Kreuzungen mit indirektem Linksabbiegen, in denen es für Radfahrer_innen extrem schwierig gemacht wird, das richtig zu machen.
Aber Empfehlungen hin oder her, ich finde diese Ampeln extrem verwirrend und wäre beinahe überfahren worden, weil die falsche Ampel so aussah, als ob sie die Ampel für mich sei. Meiner Meinung nach muss das anders gemacht werden.