Stranger Than Usual

Undertale — 6½ Jahre zu spät

Letzte Woche Sonntag habe ich zum ersten Mal Undertale gespielt.

Ich habe ja in den vergangenen Jahren immer mal wieder davon gehört, aber nie besonderes Interesse gezeigt. Meine Güte war das ein Fehler. Es ist ein großartiges Spiel.

Spoiler alert: Ich versuche, hier nicht allzuviele Informationen preiszugeben, aber aufgrund der Natur von Undertale ist es schwierig, komplett Spoilerfrei zu bleiben.

Was ist Undertale?

Undertale ist ein 2D-RPG im Retro-Stil, das 2015 erschienen ist. Man spielt ein Kind, dass in eine Höhlenwelt fällt, die von Monstern bewohnt ist und wieder heraus will.

Soweit erst einmal eine recht generische Geschichte. Das Kampfsystem ist schon etwas anderes. Es ist rundenbasiert, aber wenn Gegner angreifen, muss man ein kleines Herz, dass die eigene Seele repräsentiert, steuern um im bullet hell-stil den Attacken auszuweichen (wobei jeder Gegner einzigartige Attacken hat).

Das ist mal eine nette Abwechslung zu üblichen Kampfsystemen.

Viel außergewöhnlicher ist aber, was passiert, wenn man selber am Zug ist. Natürlich kann man kämpfen, die Monster töten und dadurch stärker werden.

Man kann aber stattdessen auch versuchen, den Kampf friedlich beizulegen. So kann man zum Beispiel gegnerische Hunde streicheln, Froschmonstern komplimente machen, einen depressiven Geist aufmuntern oder ein paar königliche Wachen dazu bringen, sich ihre Liebe zu gestehen.

Und wie man vorgeht, hat deutliche Auswirkungen auf den Spielverlauf. Denn Monster sind auch Personen, und wenn man mordend durch die Gegend rennt, flieht bald die ganze Bevölkerung des Untergrunds vor dem Spieler. Wenn man hingegen nicht einmal seinen ärgsten Feinden ein Haar krümmt, kann man auf dem Weg eine Menge Freunde machen.

Mehr kann ich nicht sagen, ohne zu viel vorwegzunehmen.

Warum gefällt mir das Spiel so?

Trotz der einfachen Grafik schafft es Undertale, einen wirklich in die Spielwelt eintauchen zu lassen. Das hat mehrere Gründe.

Die Charaktere, denen man begegnet sind liebenswürdig, meist etwas schrullig und haben alle ihre Stärken und Schwächen. Ich habe beim ersten Durchspielen von Anfang an kein Monster getötet, und es hat sich gelohnt. Nach diesem Durchspielen möchte ich nicht einmal ausprobieren, was passiert, wenn man anfängt, Monster zu töten (obwohl ich mich natürlich selber gespoilert habe um herauszufinden, was passieren würde).

Die Hintergrundgeschichte ist düster, und im Spielverlauf kann man sich die Geschichte aus vielen Puzzleteilen zusammensetzen, wobei je nach Spielart die Puzzleteile anders sind, teilweise ganz fehlen oder einen anderen Schwerpunkt haben

Man kann es mit Geduld, Freundlichkeit, Gnade und Zielstrebigkeit schaffen, das Leben aller zu verbessern. Oder man kann ein unaufhaltsames Monster sein, dem sich die größten Helden der Höhlenwelt entgegenstellen, damit die anderen Monster entkommen können.

Und die Musik hat es mir auch angetan. Der Entwickler, Toby Fox hat sie selber komponiert. Verschiedene Charaktere und Geschehnisse haben häufig ein Thema, das je nach Situation anders interpretiert wird. Sobald man diese Musik erst einmal mit den emotionalen Ereignissen des Spiels verknüpft hat, kriegt man sie nur schwer wieder aus dem Kopf.

Empfehlung

Wer das Spiel noch nicht kennt: Ich kann nur empfehlen, es durchzuspielen ohne vorher auf Youtube Playthroughs anzuschauen und ohne sich auf der dazugehörigen TVtropes-Seite zu spoilern.

Es ist auf verschiedenen Plattformen verfügbar und kostet zwischen 10€ und 15€. Man muss es nicht auf Steam kaufen, um es auf dem PC spielen zu können, es geht auch über andere Plattformen.

Undertale lässt sich auch unter Linux und MacOS spielen, in meinem Fall (Ubuntu 21.10) musste ich aber manuell einige veraltete Bibliotheken herunterladen, um es zum Laufen zu bringen. Dazu war dieser Thread ganz hilfreich, der zwar für ein anderes Spiel ist, aber das gleiche Problem löst.

Reading a positive blogpost about Undertale fills you with determination.