Stranger Than Usual

Positivprojekt 16: Welttag des Buches

Heute ist Welttag des Buches. Das nehme ich mal zum Anlass, im Rahmen meines Positivprojektes über ein paar meiner Lieblingsbücher zu schreiben. Ich habe viele davon, also vielleicht kommt ja irgendwann einmal noch so ein Post. Heute beschränke ich mich mal auf drei Bücher/Buchreihen.

Per Anhalter durch die Galaxis

Inhalt

Arthur Dent, einer vom Affen abstammenden, auf Kohlenstoff basierenden Bioform soll eines Tages das Haus abgerissen werden, um eine Umgehungsstraße zu bauen. Deswegen legt er sich im Morgenmantel vor den Bulldozer, der den Weg zu seinem Haus hochgefahren kommt. Kurz darauf wird allerdings die Erde abgerissen, um einer Hyperraum-Umgehungsstraße Platz zu machen. Arthur Dent überlebt nur, weil sein alter Freund Ford Prefect überhaupt nicht von der Erde kommt, sondern von einem kleinen Planeten in der Nähe von Beteigeuze.

Ford ist per Anhalter auf die Erde gekommen und schafft es kurz vor ihrer Zerstörung zusammen mit Arthur Dent auf von einem der Schiffe der vogonischen Bauflotte mitgenommen zu werden. Ford ist nämlich Kundschafter für den titelgebenden Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis, Ford weiß, wie man die Wunder des Universums mit weniger als dreißig Atair-Dollar pro Tag erleben kann, und Ford weiß immer, wo sein Handtuch ist.

Long story short, sie erleben einige Abenteuer mit dem ehemaligen Präsidenten der Galaxis (auf der Flucht wegen Raumschiffdiebstahl), Mäusen, Zeitreisen, Rockbands, deren Verstärker als Massenvernichtungswaffen klassifiziert sind, Mörderrobotern verschiedenster Arten und einer ganze Menge mehr oder weniger defekter Produkte der Sirius-Kybernetik-Corporation, angefangen bei glücklichen Türen, gelangweilten Aufzügen, unkreativen Getränkemaschinen und natürlich einem speziellen superintelligenten depressiv-paranoiden Androiden.

Zwischendurch finden sie noch die Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest (42), retten die Galaxis vor dem Untergang und begegnen dem Mann, der die Galaxis regiert.

It makes sense in the context

Die Buchreihe selber (eine Trilogie in fünf Bänden) ist nicht ganz so wirr wie meine Inhaltsangabe. Die Bücher sind brilliant. Im ersten Moment hören sie sich an wie eine Klamauk-SciFi-Parodie. Und das sind sie auch, zu einem gewissen Grad. Sie sind aber mehr als das. Die Buchreihe ist eine Parodie auf unsere Gesellschaft, unser Konsumverhalten, über Philosophie, Religion, eigentlich über jeden Teil des Lebens. Wer die Geschichte noch nicht kennt, sie ist extrem lesenswert.

Catch 22

Inhalt

Captain Yossarian ist Pilot im zweiten Weltkrieg. Er ist auf einer Insel vor Italien stationiert und fürchtet sich vor jedem Flug. Er will einfach nur überleben, und daran hindern ihn zum einen seine orgesetzten Offiziere, zum anderen die Deutschen, die ihn immer beschießen, wenn er in ihre Nähe fliegt.

Außerdem hat er mit der Bürokratie zu kämpfen, so gibt es zu Beispiel den toten Mann in Yossarians Zelt, der nicht einmal seine Sachen auspacken konnte, bevor er Abgeschossen wurde. Der Staffelarzt ist für tot erklärt worden, weil er auf der Besatzungsliste eines abgestürzten Flugzeugs stand (er schafft es auch nicht, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass er noch lebt), der Messoffizier hat im Mittelmeerraum ein Syndikat aufgebaut, und die Generäle kümmern sich mehr um hübsche Bombenteppichmuster als dass das Ziel getroffen wird.

Das größte wiederkehrende Problem ist der X-Haken, der titelgebende Catch 22. So könnte Yossarian sich zum Beispiel verrückt erklären lassen, um nicht mehr fliegen zu müssen. Dafür müsste er das aber beantragen, was ein Beweis eines gut funktionierenden Selbsterhaltungstriebes wäre und damit bezeugte, dass Yossarian nicht verrückt ist.

Oder irgendwelche Agenten, die als Rechtfertigung für das was sie tun, Catch 22 anführen. Catch 22 ist aber geheim, so dass sie auch nicht sagen müssen, was sie denn nun eigentlich genau dürfen.

Der Wahnsinn des Krieges

Das Buch gibt einen Eindruck vom Wahnsinn der ganzen Kriegssituation. Es enthält einen Riesenhaufen skurriler Figuren, wobei viele von ihnen ein eigenes Kapitel haben.

Die Kapitel des Buches sind nicht in chronologischer Reihenfolge, das Buch springt vor und zurück, und viele Verbindungen zwischen den Kapiteln bemerkt man erst beim wiederholten Lesen. So hat zum Beispiel der unter Verfolgungswahn leidende Major Major Major Angst, jemand könnte ihn in seinem Büro ausspionieren, weil ein Stückchen des getönten Zellophanpapiers seines Fensters ausgeschnitten wurde. In einem ganz anderen Kapitel wird nebenbei erwähnt, dass jemand einem Colonel daraus eine Sonnenbrille gemacht hat.

Das Buch ist skurril, witzig und täuscht am Anfang sehr gut darüber hinweg, das alles toternst ist. Nach und nach wird aber immer deutlicher, worum es geht. Es geht um Krieg, und Leute sterben, und die Generäle und Colonels kümmern sich mehr um ihren eigenen Aufstieg als um das Wohl ihrer Leute.

Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär

Inhalt

Mit dem alten Käpt'n Blaubär aus der Sendung mit der Maus haben die Geschichten nicht viel zu tun, aber das macht sie nicht schlecht.

Das Buch erzählt von der Jugend von Blaubär und ist in „Leben“ eingeteilt. So etwas wie „Mein Leben bei den Zwergpiraten“ oder „Mein Leben in Atlantis“.

Es spielt größtenteils auf dem mittlerweile versunkenen Kontinent Zamonien (SPOILER: Atlantis ist tatsächlich nicht versunken, sondern weggeflogen). Blaubär (damals noch kein Kapitän) beginnt sein Leben in einer Nussschale auf dem Ozean, wo er von Zwergpiraten gerettet wird. Von da an zieht er durch ein Leben nach dem anderen, über eine fleischfressende Insel, in einer Schule mit anderen vom Aussterben bedrohten Arten (mit einem Eydeeten mit sieben Gehirnen als Professor), durch die süße Wüste (mit zuckerhaltigem Sand, was bei hohen Temperaturen zu gefährlichen Karamellschmelzen führen kann), durch den abgelegten (aber noch lebenden) Kopf eines Riesenzyklopen, als Lügengladiator in Atlantis, und so weiter.

Mal was ganz Anderes

Ich mag das Buch, weil es mal etwas ganz Anderes als andere Fantasy-Bücher ist. Ich bin ein Fantasy-Fan, aber viele Fantasy-Bücher sind sich doch recht ähnlich. Dieses Buch nicht. Es ist anders als alle anderen Fantasybücher, die ich gelesen habe.

Besonders gefallen haben mir die sehr detaillierten Beschreibungen der Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens. So wird zum Beispiel in liebevollem Detailreichtum der Unterricht in der Nachtschule beschrieben. Oder das Leben im ewigen Tornado. Die Beschreibung von Atlantis geht über mehrere Seiten, zusätzlich zu Kultur und Freizeitaktivitäten dieser Millionenstadt.

Das ist nicht Jedermanns Sache (mindestens eine Person, die viel von meinem Geschmack teilt findet es furchtbar), aber ich für meinen Teil könnte mir diese Beschreibungen stundenlang durchlesen. Die Welt wirkt lebendig, und vor allem einzigartig. Keine Orks/Elfen/Zwerge, sondern Blutschinken, Fhernhachen und Gimpel. Keine finsteren, welterobernden Bösewichte, sondern bürokratische Nattifftoffen.

Aber natürlich Rettungen in letzter Sekunde (ausgeführt von professionellen Rettungssauriern).