Stranger Than Usual

Chaos Communication Camp 2023: Rückblick

Ich hatte ja während des Camps schon einen Blogpost über das Camp geschrieben. Das Camp ist mittlerweile etwa vier Wochen her, da wird es Zeit, endlich einen Rückblick zu schreiben mit ein paar Sachen, die ich auch noch erzählen wollte.

Chaospost

Natürlich gab es auch wieder die Chaospost. Man konnte Postkarten an Leute auf dem Camp verschicken, aber auch nach außen (letzteres kostet die Chaospost natürlich, deswegen waren Spenden gerne gesehen). So oder so gab es einen Haufen Postkarten mit Chaosmotiven, nächtlichen Luftbildern von vergangenen Camps und Ähnlichem.

Ich selbst habe ein paar Postkarten an Freunde in die wirkliche Welt geschickt, außerdem zwei Postkarten innerhalb des Camps, an zwei Leute von der Italian Hackers' Embassy und an die Gruppe von Chaos West, die die Anstecker gemacht hat, die ich schon im letzten Post erwähnt habe.

Die Chaospost basiert auf Freiwilligen, die die Post innerhalb des Camps austragen. Es ist garnicht so einfach, die adressierten Personen zu finden, trotzdem habe ich es ein paar Mal geschafft. Meine eigenen Postkarten (von anderen Leuten ausgetragen) haben ihr Ziel auch erreicht.

Gemischtes

Ich kann unmöglich von allen Eindrücken berichten, die ich mitgenommen habe. Von den diversen Villages, die im größeren Stil kochen (die Italian Hackers' Embassy zum Beispiel, aber auch die Nerds der Oberrheinischen Tiefebene, die besprechen, wie sie ihren Sauerteig behandeln müssen). Von dem Workshop über Rollenspiel-Safety. Der WLAN-Ausfall, zu dem sich die Italian Hackers' Embassy bekannt hat. Ein Vortrag über Datenschutzmythen. Die Teslaspulenkonzerte. Die Museumsbahn, die noch einen Bällebad-Waggon bekommen hat. Das Salzamt, das immer geschlossen war.

Jeder erlebt ein anderes Camp. Es liefen auch wieder eine Menge Nachwuchshacker (aka Kinder) herum. Viele davon hatten Spaß auf dem Wasserspielplatz, einige programmierten aber auch Apps für ihren flow3r-Badge oder löteten Elektronik zusammen.

Lustige Aushänge gab es auch wieder. Zum Beispiel den hier:

An eine Wand geklebt ist ein DIN A4-Zettel mit der Aufschrift „Nimm ein Lächeln mit“. Darunter, mit Einschnitten, Ascii-Smilies zum Abreißen. Einige davon sind schon abgerissen.

Landkajak

Seit Tag 1 habe ich gelegentlich ein Kajak gesehen, mit dem Leute über das Camp gepaddelt sind. Nein, das Camp lag nicht unter Wasser, so wie das Burning Man Festival vor kurzem. Das Kajak hat Räder. Und ein Paddel, mit Beschleunigungssensor, so dass eine ungefähre Paddelbewegung in Motorbewegungen des Bootes umgesetzt wurde.

An Tag 5 habe ich es endlich mal geschafft, die Macher dieses Geräts zu erwischen, bevor sie schon weitergepaddelt sind. Es handelt sich um Hacker aus Konstanz. Ich konnte dann auch eine kleine Fahrt unternehmen:

Ein halbes, gelbes Kajak auf Rädern. Ich sitze in dem Kajak und halte ein „Paddel“ in den Händen.

Das Gerät verhält sich nicht wie ein Kajak im Wasser. Was es für mich als erfahrenen Paddler schwierig machte, es zu steuern, weil ich immer wieder in eintrainierte Bewegungsmuster verfallen bin. Die Videos davon werde ich nur unter Freunden zeigen.

LibreOffice

Ganz verpasst habe ich hingegen, dass ein ehemaliger Kollege von mir, Björn Michaelsen, auch auf dem Camp war. Und nicht nur das, er hat sogar einen Vortrag gehalten: How to survive being bought by Oracle, worin er mit einem Mithacker Geschichten von der Entstehung von LibreOffice aus OpenOffice erzählte.

Ich habe andere alte Bekannte getroffen, mehrmals und zufällig. Aber den einen davon, der einen Vortrag gehalten hat, habe ich nicht getroffen und erst erfahren, dass er da war, als ich schon auf dem Rückweg war.

Heimreise

Stichwort Rückweg: der war eine Tortur. Ich wollte nämlich am Sonntag nicht zu spät los, um nicht in mit anderen Abreisenden vollgestopften Bussen und Zügen zu sitzen.

Samstagabends konnte ich keinen Zug mehr nehmen. Ich wollte noch die Abschlussveranstaltung anschauen, außerdem hätte ich dann zwölf anstatt acht Stunden gebraucht.

Am Sonntagmorgen fuhr um kurz vor sechs ein Zug. Danach erst wieder so gegen zehn. Die Shuttlebusse fuhren aber auch erst so, dass sie den Zug um zehn erwischen. Und die Shuttlebusse wären vermutlich voll gewesen.

Also eine andere Möglichkeit gesucht, zum Bahnhof zu kommen. Keine Chance, niemand da, der um die Uhrzeit da hinfährt und mich hätte mitnehmen können.

Also den Teil meines Gepäcks, den ich per DHL verschicken konnte zur Chaoseigenen Paketzentrale geschickt (die war zwar zu der Zeit eigentlich unbesetzt, aber ein paar andere Camper hatten jemanden mit Mate bestochen, dass er noch kurz unsere Pakete aufnimmt) und versucht, mich ein bisschen auszuruhen. Natürlich nicht im Zelt, das hatte ich ja schon in das Paket gesteckt.

Ich habe also maximal zwei unruhige Stunden Schlaf bekommen, dann bin ich gegen drei Uhr nachts zu Fuß in Richtung Zehdenick gelaufen. Sieben Kilometer sind das. An sich kein Problem, aber ich war todmüde und hatte einen schweren Rucksack und eine schwere Tasche dabei. Meinen großen Wanderrucksack habe ich vor der Anreise ums Verrecken nicht gefunden, mit dem wäre es um einiges einfacher gewesen.

Der Weg war auch eigentlich recht schön. Durch ein Feuchtgebiet auf Fuß-Radwegen, angenehme Luft, angenehme Temperatur, stockfinster, aber ich hatte meine neue Kopflampe dabei.

Trotzdem war ich wie gerädert, als ich endlich am Bahnhof ankam. Kurz nach sieben war ich dann auch in Berlin. Auf ein Frühstück verzichtete ich, wegen leichter Bauchprobleme. Die Fahrt nach Duisburg dauerte eine Viertelstunde länger als geplant, wodurch ich meinen Anschlusszug verpasste und eine Stunde in Duisburg warten musste. Wenigstens hatte ich dann Zeit, zu essen (und meine Tasche mit Dönersoße vollzukleckern).

Nur noch ein paar mal Umsteigen später war ich dann am Nachmittag endlich wieder in meiner Wohnung. Die eine Woche Camp war nicht so anstrengend wie diese Rückreise.

Trotzdem: Das war es wert. Nächstes Mal bin ich wieder dabei.