Stranger Than Usual

Nicht nur die DB hat eine Scheißwebsite

Ich war im Urlaub in Frankreich. Da meine Mitreisenden eine Woche länger als ich bleiben wollten, musste ich auf einem anderen Weg zurück. Die üblichen Verdächtigen konnten mich alle aus verschiedenen Gründen nicht mitnehmen, also musste ich die Bahn nehmen.

Ich bin bisher schon ein paar Mal mit der Bahn von dort zurückgefahren. Bis zum nächsten Bahnhof (Valence TGV) sind es zwar knapp zwei Stunden fahrt mit dem Auto, aber das ist noch machbar. Von da aus ist die Verbindung eigentlich ganz gut, ich kann von Valence mit dem Zug z.B. nach Paris fahren, von dort aus nach Köln, und von Köln aus kommt man gut weiter.

Buchung eines Zugtickets

Nur die Buchungswebsite der SNCF, also der französischen Eisenbahngesellschaft steht der Website der Deutschen Bahn in nichts nach… was Unbedienbarkeit angeht. Züge in ein anderes Land zu buchen ist ganz schlimm.

Also eine halbstündige Fahrt nach Aubenas, um dort in der örtlichen Niederlassung der Verkehrsbetriebe ein Ticket zu kaufen. Der Herr dort sprach auch Englisch, was die Kommunikation bei meinem gebrochenen Französisch sehr erleichtert hat.

Der Typ konnte mit auch kein Ticket irgendwo nach Deutschland verkaufen, nur in bestimmte Städte. Mit dem alten System hätte er das gekonnt, beteuerte er, aber mit dem neuen System ginge das nicht mehr. Immerhin konnte er mit mit diesem kaputtverbesserten System (ich frage mich, was die Entwickler von diesen Buchungssystemen eigentlich beruflich machen) ein Ticket nach Köln verkaufen. Ich war mir sicher, sobald ich erst einmal in Köln wäre, würde ich den Rest der Strecke schon irgendwie schaffen. Das war am Dienstag, die Abreise war am Samstagmorgen.

Falsch gebuchte Karten

Am Freitagnachmittag musste ich dann feststellen, dass mir der Typ keine Tickets für den 6. April, sondern für den 13. April, also eine Woche später verkauft hat. Auf den Tickets war sogar ein Hinweis, dass der ursprüngliche gewählte Termin nicht verfügbar war. Hat mir der Typ das gesagt? Nein.

Nun gab es zwei Probleme: Zum einen musste ich die fehlerhaften Tickets stornieren. Zum Anderen musste ich irgendwie nach Hause kommen. Für das zweite Problem gab es keine gute Lösung. Züge: Alle ausgebucht. Flixbus: Fährt von Lyon aus (vier Stunden Fahrr entfernt), fährt gegen 00:00 ab, braucht mindestens 26 Stunden, ist auch ausgebucht. Am Ende haben meine Mitreisenden dann ihren Urlaub abgebrochen (!) und sind eine Woche früher nach Hause gefahren. Statt am Samstagabend bin ich dann erst am Sonntagabend zu Hause angekommen und habe es nicht geschafft, die ganzen Kleinigkeiten zu erledigen, die ich bei der Urlaubsrückkehr eigentlich schaffen wollte.

Die Stornierung

Dann blieb das zweite Problem: Die Stornierung der Tickets. Die Tickets waren wirklich teuer, selbst im Vergleich zur deutschen Bahn. Ich hätte das Geld schon gerne zurück, zumal es ja nicht mein Fehler war, dass sie falsch gebucht wurden.

Ich wollte die Tickets unbedingt noch am Freitag stornieren, weil man sie bis zu eine Woche vorher kostenlos stornieren kann. Da sie mir fehlerhaft verkauft wurden könnte ich sie meinem Rechtsempfinden nach vermutlich auch später stornieren, aber einfacher sollte es eigentlich sein, sie zu den normalen Bedingungen zu stornieren.

Man kann Tickets über die SNCF-Website stornieren. Das geht aber nicht über sncf.com, sondern nur über sncf-connect.com. Wir haben eine Dreiviertelstunde gebraucht, um es überhaupt zu schaffen, die richtige Stelle zu finden, wo man das Ticket stornieren kann, die richtige Nummer zu finden, die man braucht, um das Ticket zu finden (man konnte sich die Nummern auch per Mail zuschicken lassen, diese Mail ist aber nie bei mir angekommen), das Eingabefeld umgehen, in dem man meinen Nachnamen eingeben musste (den das System nicht angenommen hat, obwohl er auf dem Ticket steht) und stattdessen die Zugnummer anzugeben, allerdings nur einen Teil der Zugnummer, denn den anderen Teil konnte man nicht eingeben, weil er aus Buchstaben bestand (habe ich schon einmal gesagt, dass die Seite furchtbar schlecht gebaut war?), nur um dann folgende Nachricht zu sehen:

Screenshot der SNCF-Website. In orange steht dort „Die Reise kann nicht umgetauscht order storniert werden“. Darunter steht „Die Online-Hilfe konsultieren“.

Warum ich das Ticket nicht stornieren konnte, stand dort nicht. Nach den auf dem Ticket aufgedruckten Infos hätte ich es stornieren können müssen. Support? Schwer zu finden. Telefonsupport? 7 Tage die Woche, bis 20:00 Uhr abends. Also dort angerufen, aber dort ging nur der Automat dran, der entgegen der Information auf der Website behauptete, die Hotline sei an diesem Tag nicht besetzt. Webformular? Wird frühestens am Montag bearbeitet. Am Ende habe ich das Webformular genommen, damit ich wenigstens offiziell rechtzeitig versucht habe, eine Stornierung einzuleiten.

Oh, aber ich hatte ja zwei Tickets. Eins von Valence nach Paris, eins von Paris nach Köln. Letzteres ließ sich nicht über das Onlinedingsbums stornieren. Das erste, wie ich dann herausfinden musste, aber schon. Allerdings bekam ich dann diese Meldung:

Screenshot einer Fehlermeldung: „Es ist ein technischer Fehler aufgetreten. Bitte kontaktieren Sie unseren Kundendienst über die Rubrik Hilfe, um den Status Ihrer Stornierung zu überprüfen.“

Naja, immerhin trudelte kurz darauf eine Stornobestätigung per Mail ein, also wird das wohl funktioniert haben. Da drin stand u.a.:

Um die Erstattung Ihrer Fahrkarten in Höhe von [vielzuviel Geld] zu erhalten, stellen Sie sicher, dass diese in Ihrem Besitz sind, und geben Sie sie über ein spezielles Verfahren, das über unsere Online-Hilfe zugänglich ist, zurück.

Ich muss also noch irgendwelche Rituale vollführen, um auch wirklich an mein Geld zu kommen. Immerhin: In der Mail war auch ein Link zu genau der richtigen Onlinehilfseite… dachte ich. Stattdessen führe der Link auf diese Seite:

Screenshot einer SNCF-Fehlermeldung: „Seite nich[sic] gefunden“

An diesem Punkt war ich völlig fertig mit den Nerven. Immerhin hatte ich meine Stornobestätigung, an das Geld werde ich dann ja wohl noch später kommen.

Fazit

Fassen wir zusammen:

  1. Tickets, die ich extra von Fachpersonal habe buchen lassen, weil ich mit dem Buchungssystem nicht klarkomme, wurden vom Fachpersonal für den falschen Tag gebucht.
  2. Kurzfristig richtige Tickets buchen war nicht möglich, meine Mitreisenden haben für mich ihren Urlaub abgebrochen
  3. Versuch, ein Teilticket über die Website zu stornieren scheiterte ohne Angabe von Gründen
  4. Versuch, das andere Ticket zu stornieren war trotz Fehlermeldung erfolgreich, aber um mein Geld zurückzubekommen muss ich etwas tun, was nicht näher beschrieben ist, und der Link auf die entsprechenden Hilfeseiten ist tot.
  5. Die SNCF-Website ist ein Haufen Mist, getarnt in einer modern aussehenden Oberfläche.

Warum versuche ich das mit dem Verreisen eigentlich noch? Ist es das wirklich wert? Sollte ich vielleicht einfach zu Hause bleiben?