Stranger Than Usual

CDU Hessen und das Deutschlandticket

Als 2022 das 9-Euro-Ticket, der Vorläufer des Deutschlandtickets eingeführt wurde, gab es kurz danach Kritik, weil es angeblich zu wenig genutzt wurde (die Quelle dazu finde ich gerade nicht mehr). Das war aber auch in der Urlaubszeit, wo weniger Leute und vor allem weniger Kinder zur Arbeit bzw. zur Schule fahren. Aber weil das Ticket so schlecht ankam, so die Kritiker, sollte es wieder abgeschafft werden.

Heute dagegen spricht sich die CDU Hessen gegen eine Weiterführung des Deutschlandtickets aus. Denn es sei ein

quersubventioniertes Ticket, welches noch mehr Menschen in das aktuell nur begrenzt funktionierende und an vielen Stellen bereits überlastete System einführen soll

Mit anderen Worten: Es muss weg, weil es zu erfolgreich ist. Das ist natürlich Bullshit. Wir brauchen einen Verkehrswandel weg vom Auto. Ganz weg vom Aut werden wir nicht kommen, aber wir müssen möglichst viel Individualverkehr in öffentliche Verkehrsmittel verlagern. Das macht die Straßen sicherer, die Städte ruhiger und senkt den CO₂-Ausstoß. Um das zu schaffen, müssen wir drei Voraussetzungen erfüllen:

  1. der öffentliche Verkehr ist niederschwellig zu benutzen
  2. der öffentliche Verkehr ist eine solide Alternative zum eigenen Auto
  3. der öffentliche Verkehr hat die Kapatität, alle zu transportieren, die ihn benutzen wollen.

Punkt 1 erledigt das Deutschlandticket. Es ist nicht ganz so niederschwellig, wie ich es mir gerne wünsche, aber es hat einen passablen Preis und vor allem: Man kann damit überall ohne nachzudenken den Nahverkehr verwenden.

Punkte 2 und 3 sind schwieriger, wobei ich das Problem hauptsächlich bei Punkt 2 sehe. Da brauchen wir Investitionen. Das hat auch die CDU-Generalsekretärin erkannt:

In jedem Fall klar ist, dass die Bundesregierung die dringend nötigen Investitionen in die Infrastruktur der Bahn sicherstellen muss.

Jupp. Wenn wir das ganze Geld zum Beispiel nicht in Autobahnausbauten oder Dienstwagenprivilegien stecken würden, könnte das auch funktionieren. Oder wenn wir gegen den Klimafond vorgehen, aus dem das hätte finanziert werden können. Stattdessen wurde das ganze System über Jahrzehnte kaputtgespart. Wer war da an der Regierung?

Grünen-Politikerin Walther erinnert daran, dass das von der Union geführte Bundesverkehrsministerium über Jahrzehnte Investitionen in die Schiene aktiv verhindert habe.

Ach was. Naja, und jetzt will die hessische CDU halt das Deutschlandticket abschaffen, um damit den Nahverkehr wieder fit zu machen. Nur dass den dann halt wieder weniger Leute benutzen werden wollen. Wir brauchen verdammt noch einmal beides!