Stranger Than Usual

Porzellanklebersuche

Wir kürzlich schon erwähnt, habe ich nach einem Porzellankleber gesucht, um damit eine Teetasse wieder zusammenzukleben. Am Ende habe ich dann einen Kleber gefunden, aber von den Erfolgen und Misserfolgen, die Tasse wieder zusammenzukleben, berichte ich ein anderes Mal. Hier geht es um meine Frustrationen, einen Kleber zu finden.

Zuerst einmal: Ich brauche den Kleber für eine Teetasse. Ich möchte diese Tasse danach noch für heißen Tee verwenden. Das bedeutet, ich habe zwei minimale Anforderungen:

  • der Kleber muss lebensmittelecht sein, soll also keine gefährlichen Bestandteile an Lebensmittel abgeben
  • der Kleber muss temperaturbeständig sein und kochendes Wasser (also 100 °C) abkönnen. Schließlich will ich Tee in die Tasse gießen.

Bonuspunkte, wenn man die Tasse danach auch noch in der Spülmaschine waschen kann. Noch mehr Bonuspunkte, wenn es danach noch gut aussieht.

Gerade der letzte Punkt hat mich erst einmal zu einer alten, japanischen Reparaturmethode geführt:

Kintsugi

Kintsugi ist eine Reparaturmethode für Keramik, bei der die Bruchstellen nicht versteckt, sondern sogar hervorgehoben werden, üblicherweise mit Gold. Der eigentliche Kleber ist traditionell Urushi-Lack, ein Lack auf pflanzlicher Basis. Dieser Lack ist wohl lebensmittelecht (wenn auch nicht spülmaschinenbeständig). Die Nachteile: Er ist recht empfindlich, kann keine Temperaturen über 95 °C ab (hier habe ich unterschiedliche Angaben gefunden, diese Zahl stammt von dieser Shop-Seite. 95 Grad würden wahrscheinlich sogar für den Tee reichen, in der Kanne kühlt er immer sofort ein paar Grad ab). Das größere Problem ist, dass es lange braucht, die Reparatur damit durchzuführen (Wochen) und der Lack lange unter einer bestimmten Temperatur bei einer bestimmten, hohen Luftfeuchte aushärten muss.

Die Alternative zu diesem Lack sind moderne Kleber. Die Kleber, die man in den üblichen Shops finden konnte, sind aber nicht lebensmittelecht. Damit fällt das auch raus.

Erklärungsseiten

Erinnert ihr euch, dass ich mich vor ein paar Wochen so über ein 13 Jahre altes Reparaturvideo für eine Maus gefreut habe? Damals habe ich geschrieben:

Für solche Sachen ist das Internet da.

War es vielleicht. Ist es vielleicht auch immer noch, aber man muss die Informationen auch finden können. Meine Suche nach Porzellankleber, mit verschiedenen Suchanfragen, führte immer wieder auf Seiten, die alle verdächtig ähnlichen Inhalt hatten: Es wurde aufgelistet, welche Optionen man hat (Sekundenkleber, wenn es nicht lebensmittelecht und temperaturbeständig sein muss, andere Kleber, z.B. Expoxidharz), worauf man achten muss (Lebensmittelechtheit, Temperaturbeständigkeit) und wie man die Tassen zusammenklebt (u.a. vorher die Bruchkanten säubern).

Was überall fehlte war ein konkreter Kleber, der meine Bedingungen erfüllte. Die meisten dieser Seiten waren sich vom Inhalt so ähnlich, dass in mir der Verdacht gewachsen ist, sie könnten sich im AI Slop handeln. In mindestens einem Fall bin ich mir sicher, dass zumindest die etwas lieblose Abbildung zur Reparatur mit einem Bildgenerator erstellt wurde. Ich verlinke hier nicht auf diese Seiten, die sollen von mir nicht auch noch traffic zugespielt bekommen.

Aber immerhin haben diese Seiten mir ein paar neue Suchbegriffe gegeben, nach denen ich suchen kann. Also vielleicht direkt bei Websites, die Kleber herstellen oder zumindest verkaufen?

Kleber auf Shopseiten

Fangen wir bei Uhu an. Uhu hat einen Porzellankleber. Wir als temperaturresistent beworben, wenn man genauer hinschaut, ist er aber nur bis 80 °C haltbar. Reicht nicht aus. Auf einer Seite einer Drittpartei findet man dann noch einen anderen Uhu-Kleber, der angeblich lebensmittelecht ist. Dieser Kleber ist bei Uhu aber nirgends zu finden. Nein, warte: Er ist auf der deutschen Seite nicht zu finden. Auf der englischen Seite schon. Das Produktbild ist aber dort auch die deutsch beschriftete Tube. Wtf? Dort steht aber nichts von Lebensmittelechtheit, also fällt der raus.

Pattex empfiehlt mehrere Kleber, für unterschiedliche Einsatzzwecke. Verlinkt, auf der eigenen Website, ist aber nur einer davon, und zwar der Sekundenkleber, der nicht lebensmittelecht ist (zumindest steht es nicht dabei, also muss ich davon ausgehen, dass er es nicht ist)

Dann, auf eine Empfehlung, die ich irgendwo im Netz gefunden habe, ein Kleber, der aber nur Kilogrammweise an Geschäftskunden verkauft wird. Also auch nichts.

Sachsenkleber

Am Ende bin ich dann auf S*Z Sachsenkleber gestoßen. Der erfüllt die Bedingungen, mit ein paar Einschränkungen:

  1. er ist lebensmittelecht
  2. er hält temperaturen von bis zu 120 °C aus
  3. er ist für Keramik geeignet, wenn es nicht zu porös ist. In dem Fall bräuchte man ein Zusatzmittel, das nur an Geschäftskunden verkauft wird

Für Porzellan müsste er also passen. For die irdene (oder Steingut-?) Tasse, die ich auch reparieren will, eher nicht. Ein technisches Datenblatt und ein Sicherheitsdatenblatt stehen bereit.

Die Website ist ein bisschen altmodisch, aber das ist nicht schlecht. Nicht zu viel Javascript, das einem den Spaß vermiesen will. Das HTML könnte moderner sein (XHTML, nicht responsive). Manche Details sind ein bisschen komisch. Der Kleber ist zum Beispiel mit mehreren Zusatzstoffen kombinierbar, einer davon ist „Versand nur an gewerbliche Kunden oder Werkstätten“ (das ist der Name des Zusatzstoffes, nicht die Eigenschaft). Mit Unicode hapert es ein bisschen, in der Bestellbestätigungsmails sind jede Menge Fragezeichen zu sehen und auf der Produktdetailseite Mojibake wie z.B. „Gegenst�ck“.

Immerhin: Ich habe den Kleber, und von meinen Erlebnissen mit dem Kleber folgt später mehr.