Stranger Than Usual

Klimawandelpolitikstasis

Vor Kurzem habe ich irgendwo gelesen, dass Angela Merkel 1995, also vor dreißig Jahren, als deutsche Umweltministerin Gastgeberin der ersten UN-Klimakonferenz war. Schon Mitte der 90er Jahre war das also ein großes Thema.

Es ist immer noch ein großes Thema, aber es ist unglaublich frustrierend. Ich kann nicht alles aufzählen, was frustrierend ist. Von G. W. Bush, der das Thema für unwichtig hielt bis zur Trump, der das Thema für eine Verschwörung hält. Dazwischen Jahre, in denen viel weniger passiert ist, als hätte passieren müssen. Vor 2019, als die Fridays for Future-Bewegung gerade ihren Höhepunkt hatte, argumentierten Politiker, man könne ja nicht von jetzt auf gleich alles umstellen, das brauche halt Zeit. Jetzt, sechs Jahre später, wurde nicht einmal das getan, was man hätte tun können, und die Politik investiert weiterhin lieber in Autobahnen anstatt in die Bahn, will Verbrennerautos länger erlauben und sorgt sich auch sonst nicht viel ums Klima.

Das mit „es braucht halt Zeit“ ist eine faule Ausrede. Natürlich braucht es Zeit. Wir hatten Zeit. Vor dreißig Jahren. Wir haben sie nicht genutzt. Um auf Angela Merkel zurückzukommen: Sie war seit 1995 16 Jahre Kanzlerin, mehr als die Hälfte der Zeit? Hat sie sich da außerordentlich für Klimaschutz eingesetzt? Nein. Stattdessen wurden z.B. 2012 die Subventionen für Solarenergie gestrichen. Wir hatten in Deutschland eine große Industrie für Photovoltaik. Die ist zusammengebrochen und jetzt hat China das ganze Know-How, polemisch ausgedrückt.

Es wird immer davon gesprochen, dass Klimaschutz nicht auf die Kosten der Wirtschaft gehen darf, aber die Industrien, die Klimaschutz ermöglichen, werden verdrängt oder behindert, obwohl sie ordentlich Kohle ins Land bringen könnten. Deutsche Autobauer hinken hinter den chinesischen Autobauern hinterher, wenn es um Batterietechnik und Elektroautos geht. Das ist es, was der Wirtschaft schadet. Und natürlich der Klimawandel selber. Der wird mehr kosten als alles, was man einspart, wenn wir so weitermachen wie bisher.