Stranger Than Usual

Das Einzige, was ich mir wünsche: Keine Leuchtturmprojekte. […] [Der] Anwendungsfall des Leuchtturms ist, möglichst auf große Distanz zu sagen „hier nich' hin! Hier nich' hin!“. Das ist die in Stein gegossene Aussage eines Leuchtturms. „Bitte weiträumig meiden! Gefahr!“ Und die sagen halt: „Wir machen ein digitales Leuchtturmprojekt“ und dann wundern die sich, dass alle drum 'rum fahren.

Linus Neumann, LNP518

Dieses Jahr 12 Tage Advent of Code

Ich mache ja seit Jahren am Advent of Code mit (siehe dazu auch meine bisherigen Posts zum Advent of Code). Das ist ein Programmier-Adventskalender, in dem es von Anfang Dezember bis zum 25. Dezember jeden Tag ein Programmierpuzzle gibt. Die Puzzle fangen sehr einfach an, die späteren Puzzle haben es teilweise aber echt in sich. Dazu gibt es immer eine schräge Hintergrundgeschichte, die oft irgendwelche seltsamen Weihnachtselfengeschichten beinhaltet.

25 Tage, so war es zumindest bisher. Der Macher des Advent of Code, Eric Wastl, hat angekündigt, von jetzt an nur noch 12 Rätsel zu machen, vom 1. Dezember bis zum 12. Dezember. Er will auch das globale Leaderboard entfernen, was für die meisten Menschen irrelevant ist, weil es praktisch unmöglich ist, auf das Leaderboard zu kommen.

Eric begründet die Kürzung auf 12 Tage damit, dass er jedes Jahr, für die letzten zehn Jahre, eine Menge seiner privaten Zeit in die Erstellung der Rätsel steckt. Ich kann nachvollziehen, dass er die Tage kürzen will.

Ich persönlich begrüße das, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens wäre die Alternative, dass Eric irgendwann ausbrennt und es überhaupt keinen Advent of Code mehr gäbe. Zum anderen macht der Advent of Code mir selbst, als Teilnehmer, auch immer Stress. Ich sage mir jedes Jahr: Wenn es zu stressig wird, höre ich auf. Und dann mache ich doch weiter, über Heiligabend bis zum ersten Weihnachtsfeiertag. Ich hatte schon halb überlegt, ob ich dieses Jahr nicht einfach komplett aussetzen soll. Diese Überlegung ist jetzt erst einmal vom Tisch. 12 Tage bis Mitte Dezember schaffe ich, ohne zu sehr in Stress zu geraten.

Rollenspielszenen: Kerbi der Wunderhund

Rollenspielszene: Wir wollen aus der besetzten Stadt ausbrechen. Wir haben dazu unter Anleitung von Dr. Sjöstroem und Sofia eine große Ætherkanone gebaut, um die Mauer zu durchbrechen.

Diese Kanone braucht aber Æther, um betrieben zu werden. Wir überlegen hin und her, wie wir das machen können. Am Ende kommen wir auf die Idee: Der Geisterhund, der uns schon viel geholfen hat, ist ja eine Æthergestalt.

Die Halterin des Hundes (Andria, Mitglied des Triumvirats, also eine der vier (ja, vier) Warlords, die hier das Sagen haben) erlaubt es uns (der Hund kann nicht sterben).

Sofia, angehende Ætherwissenschaftlerin, ist begeistert und stellt viele Fragen. Zum Beispiel:

Kann der Hund auch explodieren, auf Kommando?

PS: Die Ætherkanone (verziert mit Hundeohren) hat funktioniert, mit einem riesigen Whoof! hat sie ein Loch in die Wand geschossen, wir sind frei. Kerbi geht es gut.

Rollenspielszene: Rätsel

Nach einer Nacht im Tempel steht unsere Gruppe davor, aus der Stadt verwiesen zu werden, weil sie die wilde Jagd anlocken.

Ein Spielercharakter, K'anu, hat sich vorher schon von der Gruppe getrennt und will erst einmal eigene Wege gehen (Spieler_in hat einen neuen Charakter). Eine Botschaft schickt er aber noch an seine Kameraden.

Ein Stein landet neben Mavas, dem Paladin. Um den Stein ist ein Blatt Papier gewickelt. Der Stein ist anscheinend aus dem Shadowfell, was nahelegt, dass die Botschaft von jemandem kommt, der mit uns gereist ist.

Mavas liest die Botschaft, zieht die Stirn kraus und gibt sie weiter. Therith, die Waldläuferin liest, schaut verwirrt, gibt den Zettel an Mavas zurück. Mavas gibt den Zettel weiter an Lin'quel und Halafírnen, die eigentlich intelligenter sind als Mavas und Therith.

Auf dem Zettel steht ein Rätsel. Wir haben die nächste Stunde damit zugebracht, über das Rätsel zu diskutieren. Wir wissen immer noch nicht genau, was K'anu uns sagen wollte.

Klimawandelpolitikstasis

Vor Kurzem habe ich irgendwo gelesen, dass Angela Merkel 1995, also vor dreißig Jahren, als deutsche Umweltministerin Gastgeberin der ersten UN-Klimakonferenz war. Schon Mitte der 90er Jahre war das also ein großes Thema.

Es ist immer noch ein großes Thema, aber es ist unglaublich frustrierend. Ich kann nicht alles aufzählen, was frustrierend ist. Von G. W. Bush, der das Thema für unwichtig hielt bis zur Trump, der das Thema für eine Verschwörung hält. Dazwischen Jahre, in denen viel weniger passiert ist, als hätte passieren müssen. Vor 2019, als die Fridays for Future-Bewegung gerade ihren Höhepunkt hatte, argumentierten Politiker, man könne ja nicht von jetzt auf gleich alles umstellen, das brauche halt Zeit. Jetzt, sechs Jahre später, wurde nicht einmal das getan, was man hätte tun können, und die Politik investiert weiterhin lieber in Autobahnen anstatt in die Bahn, will Verbrennerautos länger erlauben und sorgt sich auch sonst nicht viel ums Klima.

Das mit „es braucht halt Zeit“ ist eine faule Ausrede. Natürlich braucht es Zeit. Wir hatten Zeit. Vor dreißig Jahren. Wir haben sie nicht genutzt. Um auf Angela Merkel zurückzukommen: Sie war seit 1995 16 Jahre Kanzlerin, mehr als die Hälfte der Zeit? Hat sie sich da außerordentlich für Klimaschutz eingesetzt? Nein. Stattdessen wurden z.B. 2012 die Subventionen für Solarenergie gestrichen. Wir hatten in Deutschland eine große Industrie für Photovoltaik. Die ist zusammengebrochen und jetzt hat China das ganze Know-How, polemisch ausgedrückt.

Es wird immer davon gesprochen, dass Klimaschutz nicht auf die Kosten der Wirtschaft gehen darf, aber die Industrien, die Klimaschutz ermöglichen, werden verdrängt oder behindert, obwohl sie ordentlich Kohle ins Land bringen könnten. Deutsche Autobauer hinken hinter den chinesischen Autobauern hinterher, wenn es um Batterietechnik und Elektroautos geht. Das ist es, was der Wirtschaft schadet. Und natürlich der Klimawandel selber. Der wird mehr kosten als alles, was man einspart, wenn wir so weitermachen wie bisher.

Fünf Jahre static-site-generator

Vor fünf Jahren, am 3. Oktober 2020, ist meine neue Blogsoftware online gegangen. Ich war schon einige Zeit unzufrieden mit der alten, in Ruby on Rails geschriebenen Blogsoftware, die ich 2012 eingeweiht hatte. Dafür gab es mehrere Gründe. Aber hat sich der neue Ansatz bewährt? Zeit für einen Rückblick.

Updates, Sicherheitspatches

Der Hauptgrund für meine Unzufriedenheit mit dem Rails-Blog war, dass es für mich immer schwieriger geworden war, Updates und Änderungen an meiner Blogsoftware zu machen. Das schließt auch Sicherheitsupdates mit ein. So hatte zum Beispiel der HTML-Sanitizer, den ich verwendete, eine bekannte Sicherheitslücke. Die neuere Version des Sanitizers funktionierte aber nur mit neueren Ruby-Versionen. Neuere Ruby-Versionen erforderten neuere Rails-Versionen (und umgekehrt: neuere Rails-Versionen erforderten neuere Ruby-Versionen). Zwischen den Rails-Versionen gab es aber breaking changes, also war jedes größere Update (und ich hätte mehrere machen müssen) eine Gefahr.

Zur Ehrenrettung von Ruby On Rails muss ich sagen, dass ich 2012 einfach noch nicht so ein erfahrener Entwickler gewesen bin. Sonst hätte ich vielleicht vieles besser gemacht, z.B. mehr Tests geschrieben, die mir Vertrauen gegeben hätten, dass auch nach dem Update noch alles gut funktioniert.

Auf der anderen Seite habe ich nicht ständig mit Ruby On Rails gearbeitet, und da Rails eine Menge Konvention vor Konfiguration betreibt, und ich die Konventionen immer wieder vergessen habe, war es ziemlich schwierig für mich, mich in dem Code zurechtzufinden. Viele Dinge, die ich lieber explizit gehabt hätte, gingen automagisch. Wenn ich etwas auergewöhnliche Dinge tun musste, musste ich dafür an Rails vorbeiarbeiten, was die Sache zusätzlich schwierig gemacht hat.

Aber schauen wir uns mal den Zeitverlauf an: Anfangs war es noch leicht Sicherheitslücken zu patchen. Gut vier Jahre später hatte ich aber schon Updateprobleme. Ich hatte Spamprobleme bei den Kommentaren, für die ich keine schnelle Lösung hatte, weil das Entwickeln so umständlich war. Also hatte ich die Kommentarfunktion zunächst abgeschaltet. Die Absicherung der Kommentarfunktion zog sich hin und war erst Anfang 2020 fertig. Welch eine Ironie, dass noch im selben Jahr die ganze Rails-Software ersetzt werden würde. Oder vielleicht auch einfach der Tropfen, der das Fas zum Überlaufen brachte.

Im Vergleich dazu die neue Blogsoftware: Auch nach fünf Jahren finde ich mich im Code gut zurecht. Schwerwiegende Sicherheitslücken in den Abhängigkeiten gab es keine. Updates der Abhängigkeiten waren nie ein Problem. Ich habe immer wieder neue Features hinzufügen können, zum Beispiel Bilddimensionsattribute, Opengraph-Attribute und ein paar andere Kleinigkeiten. Auch der Import von Blogposts aus meinem ganz alten Blog, den ich lange vor mir hergeschoben habe, war ganz einfach.

Kurz: Rails war einfach zu komplex für meinen use case.

Komplexität

Das Rails-Blog zu betreiben war ein Schmerz. Ich musste mich mit der MySQL/MariaDB-Anbindung herumschlagen, es gab tagelang Ausfälle. Ich hatte mit Phusion Passenger zu kämpfen, es gab Aufälle. Und manchmal gab es einfach so Ausfälle.

Die Stabilität des Blogs hing von vielen Faktoren ab. MariaDB wurde regelmäßig über den Debian-Paketmanager aktualisiert. Apache auch. Ruby nicht, da gibt es einen eigenen Paketmanager (oder man installiert das über Debian, oder macht beides und hat ein absolutes Chaos oder man vergisst, welchen Weg man gewählt hat und hat erst recht ein absolutes Chaos). Phusion passenger musste immer wieder manuell neu gebaut werden. Das war kein Spaß.

Im Gegensatz dazu: Die neue Blogsoftware ist ein static site generator. Zum Betrieb des Blogs muss nur der nginx-Server regelmäßig Sicherheitsupdates bekommen. Probleme mit der Blogsoftware selbst hätten nur verhindert, dass ich neue Blogposts veröffentliche. Aber da der Generator mit git versioniert war, hätte ich in dem Fall einfach eine Version zurückgehen können. Es gab aber nie ein Problem. Nebenbei: Der Grund dafür, dass ich erst 2024 Brotli-Unterstützung im Blog hatte lag daran, dass ich vorher manuell ein nginx-Modul hätte kompilieren müssen. Nein danke.

Rails hat einen Haufen Abhängigkeiten, die ich nicht durchblicke und eine Hand voll Abhängigkeiten, die ich selber hinzugefügt habe. Die neue Blogsoftware hat nur eine Hand voll Abhängigkeiten, und ich könne alle ersetzen (auch wenn das zumindest in einem Fall bedeuten würde, dass ich alle HTML-Templates neu schreiben müsste). Auch das ist Komplexität, die verringert wurde.

Das hat mich natürlich die Kommentarfunktion gekostet. Aber das war es mit wert. Ich kriege keine Panikschübe mehr, wenn ich die Blogsoftware anfassen muss, und die Kommentarfunktion wurde sowieso hauptsächlich von Spambots benutzt. Vielleicht kommen die Kommentare ja mal wieder, aber manuell, z.B. per Mail.

Performance

Vermutlich kann nichts die Performance statisch ausgelieferter Dateien übertreffen. Zumal die Resourcen auch mit hoher Kompressionsrate vorkomprimiert sind. Die Rails-Software hingegen war immer ein bisschen langsam, besonders bevor ich 2014 den BB-Code durch rohes HTML ersetzt habe. Hey, ich war unerfahren. Ich hätte von Anfang an Markdown verwenden sollen, aber das kannte ich damals noch nicht. BB-Code erschien mir sinnvoll. Bis es mir zu langsam wurde. Dann habe ich mir einen HTML-Sanitizer eingebaut und direkt HTML in die Beiträge geschrieben. Aber auch der Sanitizer war ein bisschen langsam. Ich habe mir überlegt, ob ich vielleicht die Ausgaben des Sanitizers noch cachen sollte.

Ich habe das nie umgesetzt, weil ich mich Anfang 2020 für den static site generator-Ansatz entschieden habe. Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, eine neue Blogsoftware (auch dynamisch) in rust zu schreiben, war aber davor zurückgeschreckt, weil es eine Menge Arbeit gewesen wäre. Ein Vortrag auf dem 36C3 hat mich dann auf die Idee gebracht, es doch lieber mit statischen Seiten zu versuchen.

Fazit

Die neue Blogsoftware ist jetzt fünf Jahre alt und ich stehe um Größenordnungen besser da, als ich mit der alten Software dastand, als diese fünf Jahre alt war. Ich habe nie bereut, umgestiegen zu sein. Ich sehe keine Probleme darin, dass die aktuelle Software auch noch in zehn oder mehr Jahren laufen soll (vielleicht mit ein paar Änderungen oder Anpassungen, aber grundsätzlich dieselbe Software).

Auch nicht in Ordnung, nicht akzeptabel und nicht normal

Ich habe es ja im Februar schon geschrieben Und im März: Wir dürfen uns nicht an das gewöhnen, was gerade in den USA passiert. Was das Trump-Regime dort macht, ist absurd, nicht in Ordnung, nicht akzeptabel und wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass das jetzt das neue „normal“ ist. Nur mal so als Beispiele, was dort gerade passiert:

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was in den USA passiert, und es ist wirklich gruselig, wie viele Parallelen es zum Aufstieg der Nazis hier gibt. Wir müssen uns klarmachen: Das ist nicht normal! Wir können, als Staat, nicht so weitermachen, als ob die USA unser großer, starker Verbündeter sind, der halt gerade ein paar Problemchen hat. Wir reden von einem Regime, dass einen Krieg gegen das eigene Volk führt. Das dreiste Lügen und Falschdarstellungen nutzt, um seine Macht auszubauen. Das rapide demokratische Institutionen abbaut, um dem el Presidente mehr Macht zu geben. Das Leute ehrt, die das Frauenwahlrecht abschaffen wollen (Charlie Kirk), die bekanntgegeben haben, dass schwarze Frauen (mit Bezug u.a. auf Michelle Obama) grundsätzlich dumm seien (Charlie Kirk), die die Verschwörungsideologie verbreiteten, es gäbe einen gezielten Plan, die „weiße“ Bevölkerung zu ersetzen (Charlie Kirk), die Hass auf Homosexuelle und Transmenschen verbreiten (oh Wunder, Charlie Kirk).

Das ist nicht normal, und es darf nicht normal werden. Das letzte Mal, als so etwas in Deutschland normal wurde lag die halbe Welt danach in Trümmern, Millionen Menschen waren tot, viele davon industriell ermordet.

Damit wäre ich mit den USA durch. Das Thema betrifft aber nicht nur die USA. Es betrifft auch Russland mit Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine. Es betrifft Nenanjahus Genozid im Gazastreifen. Es betrifft auch Dinge, die hier in Deutschland passieren. An meinem Wohnort hat bei den Kommunalwahlen die AfD über 15% bekommen. Klimaschutzbemühungen werden zurückgefahren. Unser fucking Bundeskanzler hetzt gegen gemeinnützige Vereine, die sich gegen Rechts engagieren.

Das. Ist. Nicht. Normal. Und wir dürfen es nicht normal werden lassen.

Tassenreparatur

Jetzt kommt endlich der Abschluss zu der Porzellankleber-Odyssee: Wie ich mit dem Kleber die Tasse repariert habe. Die meisten Tassen hätte ich einfach weggeworfen, aber diese hier wollte ich repariert haben. Ich habe also alles vorbereitet: Der vorher erwähnte Kleber, die Tasse (zwei große Teile und ein Splitter), ein Säuberungstüchlein (70% Isopropylalkohol), Tesafilm, um die Tasse bis zum Aushärten zusammenzuhalten, eine Papierunterlage, Einweghandschuhe und eine Schutzbrille. Die Schutzbrille war vielleicht etwas übertrieben, aber sicher ist sicher. Der Rest is sehr empfehlenswert oder notwendig. Tipp: vorher ein paar Streifen Tesafilm abtrennen und lose an die Tischkante kleben, um sie hinterher schnell erreichbar zu haben.

Eine graue Papierunterlage. Auf ihr liegen mehrere Gegenstände: eine in zwei Hälften zerbrochene weiße Teetasse, ein Kleberfläschchen, eingeschweißte Reinigungstücher, ein Tesafilmabroller und ein Paar Einweghandschuhe.

Das Kleben selber hat gut funktioniert. Vorher die Bruchfläche gereinigt (die Reinigungstücher habe ich geschenkt bekommen, jemand hatte die über), dann den Kleber dünn, aber flächig aufgetragen, die Tasse wieder zusammengesetzt, mit Tesafilm fixiert und den einen ausgebrochenen Splitter zuletzt auch noch angeklebt:

Dieselbe Papierunterlage von vorher. Die Tassenteile sind zusammengefügt, das Reinigungstüchlein liegt neben seiner aufgerissenen Verpackung, die Einweghandschuhe sind unten im Bild zu sehen. Wenn man genau hinsieht, sieht man Tesafilmstreifen auf der Teetasse.

Dann musste der Kleber erst einmal zwölf Stunden aushärten. Das Kleberfläschchen habe ich, der Anleitung entsprechend, mit einem Kerzenwachspropfen versehen und ins Gefrierfach gelegt, damit es sich länger hält. Ich brauche es ja so schnell nicht mehr. Nach den zwölf Stunden sah die Tasse dann auch gut aus:

Eine weiße Porzellantasse auf einer dunkel gemusterten Arbeitsfläche. Durch die Porzellantasse geht ein sichtbarer Riss. Oben am Rand ist ein Stück herausgebrochen

Ich habe sie dann direkt ausprobiert. Als erstes habe ich die Spülmaschinenfestigkeit getestet. Dann habe ich sie mit heißem Tee gefüllt:

Eine weiße Porzellantasse gefüllt mit Schwarztee. Sie steht auf einer weißen Untertasse, auf der zwei chinesische Schriftzeichen zu sehen sind. Neben der Tasse, auf der Untertasse, ist der Griff eines Teelöffels zu sehen.

Zunächst sah es gut aus. Doch auf der Teetasse sammelte sich nach einiger Zeit eine kleine Menge Tee. Hatte ich gekleckert? Nein, offensichtlich hatte ich den Kleber doch nicht so gründlich aufgetragen und die Tasse war auf einer Seite undicht:

Eine weiße Teetasse, die umgekehrt auf einer Untertasse liegt. Durch die Tasse zieht sich ein Riss. Vom Riss aus gehen eingetrocknete Teetropfen. Auf Tasse und Untertasse sind chinesische Schriftzeichen.

Also musste ich den Kleber noch einmal aus dem Gefrierfach holen, auftauen lassen (bei der kleinen Flasche dauerte das glücklicherweise nicht lange) und von oben noch ein bisschen Kleber auftragen, um den Riss zu füllen. Das sieht natürlich ein bisschen hässlich aus, weil man jetzt den Kleber von außen sieht. Ich habe den danach ein bisschen mit Schmirgelpapier abgeschliffen und auch versucht, die Bruchstellen am Rand ein zu glätten. Der Kleber hatte seinen Wachspropfen übrigens von alleine verloren. Glücklicherweise hatte ich ihn in einem Zip-Beutel im Gefrierfach, also hat er nicht alles eingesaut. Am Ende hatte ich dann eine dichte Tasse:

Eine weiße Porzellantasse auf einem weißen Unterteller. Die Tasse ist mit einem Grüntee gefüllt.

Was bleibt ist ein sichtbarer Riss in der Mitte und ausgebrochene Ecken auf jeder Seite. Die kriegt man nicht verborgen. Ich überlege mir, ob ich die nicht mit etwas Porzellanfarbe akzentuieren kann, angelehnt an Kintsugi. Dazu müsste ich mir aber passende Farbe suchen, die lebensmittelecht und spülmaschinenfest ist. Nach der anstrengenden Klebersuche habe ich darauf erst einmal wenig Lust. Die Farbe, die ich auf die Schnelle finden konnte, erfüllte zwar diese Bedingungen, müsste aber bei 160 °C im Ofen eingebrannt werden. Der Kleber hält aber nur 120 °C aus, also ist das keine Option.

Rollenspielszene: Tempelasyl

Rollenspielszene. Wir haben immer noch die Wilde Jagd im Nacken und wurden, weil unser Magier amok gelaufen ist in Gewahrsam genommen. Immerhin haben wir die Autoritäten davon überzeugen können, uns Tempelasyl für die Nacht zu gewähren, denn die Feen der Wilden Jagd können keinen heiligen Boden betreten.

Da stehen wir also im Außenbereich des (griechisch anmutenden) Tempels und schauen zwischen einigen Säulen auf die Wilde Jagd. Nach all dem Davonlaufen können wir zum ersten Mal wirklich einen Blick auf sie werfen. Besonders die Gelehrten unserer Gruppe finden das sehr interessant. Und die Feenwesen können tatsächlich die Grenze des Tempels nicht überschreiten.

Einen Pfeil- und Wurfspeerhagel, mehrere Verwundete und eine tote (und im Tempel wiederbelebte) Stadtwache (Kollateralschaden) später steht fest: Die Feen können den Tempel nicht betreten. Aber ihre Geschosse unterliegen diesen Beschränkungen nicht.

Porzellanklebersuche

Wir kürzlich schon erwähnt, habe ich nach einem Porzellankleber gesucht, um damit eine Teetasse wieder zusammenzukleben. Am Ende habe ich dann einen Kleber gefunden, aber von den Erfolgen und Misserfolgen, die Tasse wieder zusammenzukleben, berichte ich ein anderes Mal. Hier geht es um meine Frustrationen, einen Kleber zu finden.

Zuerst einmal: Ich brauche den Kleber für eine Teetasse. Ich möchte diese Tasse danach noch für heißen Tee verwenden. Das bedeutet, ich habe zwei minimale Anforderungen:

  • der Kleber muss lebensmittelecht sein, soll also keine gefährlichen Bestandteile an Lebensmittel abgeben
  • der Kleber muss temperaturbeständig sein und kochendes Wasser (also 100 °C) abkönnen. Schließlich will ich Tee in die Tasse gießen.

Bonuspunkte, wenn man die Tasse danach auch noch in der Spülmaschine waschen kann. Noch mehr Bonuspunkte, wenn es danach noch gut aussieht.

Gerade der letzte Punkt hat mich erst einmal zu einer alten, japanischen Reparaturmethode geführt:

Kintsugi

Kintsugi ist eine Reparaturmethode für Keramik, bei der die Bruchstellen nicht versteckt, sondern sogar hervorgehoben werden, üblicherweise mit Gold. Der eigentliche Kleber ist traditionell Urushi-Lack, ein Lack auf pflanzlicher Basis. Dieser Lack ist wohl lebensmittelecht (wenn auch nicht spülmaschinenbeständig). Die Nachteile: Er ist recht empfindlich, kann keine Temperaturen über 95 °C ab (hier habe ich unterschiedliche Angaben gefunden, diese Zahl stammt von dieser Shop-Seite. 95 Grad würden wahrscheinlich sogar für den Tee reichen, in der Kanne kühlt er immer sofort ein paar Grad ab). Das größere Problem ist, dass es lange braucht, die Reparatur damit durchzuführen (Wochen) und der Lack lange unter einer bestimmten Temperatur bei einer bestimmten, hohen Luftfeuchte aushärten muss.

Die Alternative zu diesem Lack sind moderne Kleber. Die Kleber, die man in den üblichen Shops finden konnte, sind aber nicht lebensmittelecht. Damit fällt das auch raus.

Erklärungsseiten

Erinnert ihr euch, dass ich mich vor ein paar Wochen so über ein 13 Jahre altes Reparaturvideo für eine Maus gefreut habe? Damals habe ich geschrieben:

Für solche Sachen ist das Internet da.

War es vielleicht. Ist es vielleicht auch immer noch, aber man muss die Informationen auch finden können. Meine Suche nach Porzellankleber, mit verschiedenen Suchanfragen, führte immer wieder auf Seiten, die alle verdächtig ähnlichen Inhalt hatten: Es wurde aufgelistet, welche Optionen man hat (Sekundenkleber, wenn es nicht lebensmittelecht und temperaturbeständig sein muss, andere Kleber, z.B. Expoxidharz), worauf man achten muss (Lebensmittelechtheit, Temperaturbeständigkeit) und wie man die Tassen zusammenklebt (u.a. vorher die Bruchkanten säubern).

Was überall fehlte war ein konkreter Kleber, der meine Bedingungen erfüllte. Die meisten dieser Seiten waren sich vom Inhalt so ähnlich, dass in mir der Verdacht gewachsen ist, sie könnten sich im AI Slop handeln. In mindestens einem Fall bin ich mir sicher, dass zumindest die etwas lieblose Abbildung zur Reparatur mit einem Bildgenerator erstellt wurde. Ich verlinke hier nicht auf diese Seiten, die sollen von mir nicht auch noch traffic zugespielt bekommen.

Aber immerhin haben diese Seiten mir ein paar neue Suchbegriffe gegeben, nach denen ich suchen kann. Also vielleicht direkt bei Websites, die Kleber herstellen oder zumindest verkaufen?

Kleber auf Shopseiten

Fangen wir bei Uhu an. Uhu hat einen Porzellankleber. Wir als temperaturresistent beworben, wenn man genauer hinschaut, ist er aber nur bis 80 °C haltbar. Reicht nicht aus. Auf einer Seite einer Drittpartei findet man dann noch einen anderen Uhu-Kleber, der angeblich lebensmittelecht ist. Dieser Kleber ist bei Uhu aber nirgends zu finden. Nein, warte: Er ist auf der deutschen Seite nicht zu finden. Auf der englischen Seite schon. Das Produktbild ist aber dort auch die deutsch beschriftete Tube. Wtf? Dort steht aber nichts von Lebensmittelechtheit, also fällt der raus.

Pattex empfiehlt mehrere Kleber, für unterschiedliche Einsatzzwecke. Verlinkt, auf der eigenen Website, ist aber nur einer davon, und zwar der Sekundenkleber, der nicht lebensmittelecht ist (zumindest steht es nicht dabei, also muss ich davon ausgehen, dass er es nicht ist)

Dann, auf eine Empfehlung, die ich irgendwo im Netz gefunden habe, ein Kleber, der aber nur Kilogrammweise an Geschäftskunden verkauft wird. Also auch nichts.

Sachsenkleber

Am Ende bin ich dann auf S*Z Sachsenkleber gestoßen. Der erfüllt die Bedingungen, mit ein paar Einschränkungen:

  1. er ist lebensmittelecht
  2. er hält temperaturen von bis zu 120 °C aus
  3. er ist für Keramik geeignet, wenn es nicht zu porös ist. In dem Fall bräuchte man ein Zusatzmittel, das nur an Geschäftskunden verkauft wird

Für Porzellan müsste er also passen. For die irdene (oder Steingut-?) Tasse, die ich auch reparieren will, eher nicht. Ein technisches Datenblatt und ein Sicherheitsdatenblatt stehen bereit.

Die Website ist ein bisschen altmodisch, aber das ist nicht schlecht. Nicht zu viel Javascript, das einem den Spaß vermiesen will. Das HTML könnte moderner sein (XHTML, nicht responsive). Manche Details sind ein bisschen komisch. Der Kleber ist zum Beispiel mit mehreren Zusatzstoffen kombinierbar, einer davon ist „Versand nur an gewerbliche Kunden oder Werkstätten“ (das ist der Name des Zusatzstoffes, nicht die Eigenschaft). Mit Unicode hapert es ein bisschen, in der Bestellbestätigungsmails sind jede Menge Fragezeichen zu sehen und auf der Produktdetailseite Mojibake wie z.B. „Gegenst�ck“.

Immerhin: Ich habe den Kleber, und von meinen Erlebnissen mit dem Kleber folgt später mehr.

Rollenspielszenen: Survivor Guilt

Rollenspielszene: Wir sind immer noch in einer besetzten Stadt und wollen fliehen. Milio, einer der Spielercharaktere hat miterlebt, wie das Militär brutal gegen Aufstände in der besetzten Stadt vorgegangen ist. Leute wurden erschossen. Er selber wurde angeschossen und von einer panischen Menge niedergetrampelt.

Wir sind an einem sicheren Ort. Die meisten Charakere ruhen sich aus. Milio geht unruhig durch die Wohnung. Hat offensichtlich Schmerzen, brabbelt vor sich hin, braucht eigentlich auch Schlaf. Lilian drückt ihm Schmerztabletten in die Hand. Milio steckt sie ein, nimmt aber keine. Faselt ein paar Ausflüchte vor sich hin, warum er nicht schlafen müsse und dass es ihm gut gehe. Es geht im nicht gut.

Dr. Erika Sjöstroem schaltet sich ein: „Na, wie geht's dir?“. Milio: „Extrem gut!“. Dr. Sjöstroem ist nicht überzeugt und redet weiter mit ihm. Milio leidet anscheinend unter Überlebensschuld. Er fühlt sich schlecht, weil Leute getötet wurden. Dr. Sjöstroem: „Wieso? Kanntest du sie gut?“

Milio argumentiert, dass er selber keinen Grund habe, sich zu beklagen, weil es anderen Leuten noch schlechter geht. Er ist aber wirklich fertig, und will es nicht zugeben. Dr. Sjöstroem: „Sag mal, bist du dumm oder so?“

Dr. Sjöstroem ist keine Psychotherapeutin oder auch nur Medizinerin. Sie ist Ætherwissenschaftlerin.